Presseartikel
Ehemaliger Rangierbahnhof hat sein Wahrzeichen zurück
Freie Presse
Erschienen am 04.01.2017
Die große Uhr auf dem Hilbersdorfer Befehlsstellwerk 3 hat ein neues Kupfergehäuse erhalten. Ihre Besitzer planen schon die nächste Restaurierung.
Hilbersdorf. Generationen von Eisenbahnern und Pendlern hat sie schon angezeigt, ob die auf der Strecke in und aus Richtung Dresden vorbeifahrenden Züge pünktlich sind. Die große Uhr krönt seit Inbetriebnahme des Rangierbahnhofes Chemnitz-Hilbersdorf im Jahr 1930 das Dach von dessen Befehlsstellwerk 3. Seit wenigen Tagen erstrahlt ihr Gehäuse wieder in frischem Kupferglanz.
"Dieser Anblick bietet sich zum ersten Mal seit 86 Jahren. In einigen Monaten wird die Verkupferung schon wieder dunkel werden, bevor sie sich grün verfärbt", erklärt Wolfgang Vogel, Vereinsvorsitzender der Eisenbahnfreunde "Richard Hartmann". Dieser ist seit 2009 Eigentümer des Stellwerkes, das heute Teil des seitdem entstandenen Technikmuseums Seilablaufanlage ist, und hat die Restaurierung der Uhr in Auftrag gegeben.
"Gleich nach dem Kauf des Stellwerkes hatten wir die Uhr, die seit der Stilllegung des Rangierbahnhofes 1996 nicht mehr lief, als erstes wieder in Gang gesetzt", berichtet Vogel. Doch sechs Jahre später hätten die drei Uhrwerke dringend einer Überarbeitung bedurft, die Dirk Röder im Chemnitzer Uhrenmuseum vornahm. Auch Teile der drei Zifferblätter und ihrer Verglasung hätten ersetzt werden müssen. Das Kupfergehäuse von 1930 war laut Vogel an den Außenseiten so verschlissen, dass eine komplette Erneuerung unvermeidlich war.
Die Montage des neuen Gehäuses, die einschließlich des dafür erforderlichen Gerüsts mehr als 14.000 Euro kostete und kurz vor Weihnachten beendet wurde, war zugleich die letzte Etappe der denkmalgerechten Sanierung des gesamten Stellwerksgebäudes. Diese hatte im September 2015 begonnen und insgesamt etwa 145.000 Euro gekostet, so Vogel. Fast 110.000 Euro davon waren Fördergeld vom Bund und vom Land, etwa 23.000 Euro erbrachten die Vereinsmitglieder aus Eigenmitteln und in Eigenleistung.
Zunächst waren bis März 2016 die verklinkerte Fassade des Turmhauses des Stellwerkes restauriert und vier später eingebaute Holzrahmenfenster wieder durch Fenster mit Stahlrahmen nach dem Vorbild der Originale von 1930 ersetzt worden. Seit April vergangenen Jahres schloss sich daran die Restaurierung der insgesamt 75 Stahlrahmen-Fenster des lang gestreckten Quergebäudes des sogenannten Reiterstellwerkes samt der Uhr an, das wie eine Brücke mehrere Rangiergleise überspannte. Heute führen darunter die beiden Gleise des von den Eisenbahnfreunden für Funktions-Vorführungen wieder aufgebauten Abschnitts der früheren Seilablaufanlage hindurch. Auch die Holzteile der alten Fluchttreppe des Stellwerkes wurden erneuert. "Jetzt befindet sich die Immobilie wieder in Top-Zustand", freut sich Wolfgang Vogel.
Die Pläne für das nächste Restaurierungsvorhaben des Vereins sind schon in Arbeit. Bis zum Herbst dieses Jahres wollen die Mitglieder einen 1917 errichteten Güterschuppen nahe der Frankenberger Straße sanieren und ausbauen. Er soll während der sächsischen Landesausstellung zum Thema Industriekultur im Jahr 2020 als Eingangsgebäude zum Hilbersdorfer Eisenbahnpark dienen. Im April wollen das Technikmuseum und das benachbarte Sächsische Eisenbahnmuseum die Saison 2017 eröffnen.
Quelle: http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Ehemaliger-Rangierbahnhof-hat-sein-Wahrzeichen-zurueck-artikel9800983.php
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