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Presseartikel

Eisenbahnmuseum nimmt für Industrieausstellung Fahrt auf

26.01.2018
von Presse/Internet

Freie Presse

Erschienen am 19.01.2018

Eisenbahnmuseum nimmt für Industrieausstellung Fahrt auf

Der Verein in Hilbersdorf hat eine halbe Million Euro aus der Landeskasse bekommen. Doch das ist nur die halbe Miete, sagen die Verantwortlichen.

Hilbersdorf. Die Entwicklung Sachsens zu einem der bedeutendsten Industriestandorte Deutschlands - undenkbar wäre dies gewesen ohne den Ausbau des Gütertransports auf der Schiene. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm auch der Eisenbahnverkehr in Chemnitz Fahrt auf. Personen und Güter, die vormals auf den selben Gleisen transportiert worden sind, mussten von da ab auf unterschiedlichen Schienen bewegt werden. Chemnitz wurde zu einem Eisenbahnknotenpunkt.

Im Zuge des Ausbaus ist zwischen 1897 und 1900 im Stadtteil Hilbersdorf einer der größten Rangierbahnhöfe entstanden. "Mehr als 3500 Güterwagen sind hier in den Hochzeiten täglich be- und entladen worden", sagt Sven Liebold, Kassenwart des Vereins Sächsisches Eisenbahnmuseum. Das Museum, dessen Träger der Verein ist, befindet sich seit 1992 im Bahnbetriebswerk auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs. Zu dessen Exponaten gehören 20 Dampflokomotiven, elf Diesel- und vier Elektrolokomotiven aus vergangenen Jahrzehnten. "Wir möchten den Leuten zeigen, wie alles mal angefangen hat", sagt Liebold, der zugleich betont, dass die Instandhaltung der Ausstellungsstücke eine Mammutaufgabe sei, vor allem, da die rund 40 aktiven Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.

Als eine Anerkennung der Vereinsarbeit wertet Liebold den Förderscheck über 500.000 Euro, den Sachsens Kunstministerin Eva-Maria-Stange gestern im Museum übergeben hat. Das Geld soll laut Stange auch dafür eingesetzt werden, um das Eisenbahnmuseum für außergewöhnlich viele Besucher fit zu machen. Diese werden erwartet, wenn die Einrichtung Teil der Sächsischen Landesausstellung "Industriekultur" im Jahr 2020 wird. Die Bedeutung des Schienenverkehrs für die industrielle Entwicklung Sachsens solle dann in Hilbersdorf vermittelt werden. "Chemnitz wird damit neben dem Industriemuseum mit dem Thema Maschinenbau ein sehr wichtiger Standort der Landesausstellung", sagt Ministerin Stange. Eigentlich wollte die Stadt sogar Hauptaustragungsort werden. Doch die Bewerbung blieb ohne Erfolg. Zwickau kam zum Zug.

"Ohne die Förderung könnten wir als ehrenamtlicher Verein unseren Teil der Ausstellung nicht stemmen", so Liebold. Auch zusätzliches Personal werde gebraucht. Die Betreibervereine des Eisenbahnmuseums suchen etwa Museologen, die die Gäste durch die Ausstellung führen sollen. "Wir verfügen zwar über das Fachwissen", so Liebold, "aber wir benötigen auch Spezialisten, die das Wissen vermitteln." Damit die Gäste nicht zu Fuß über das Bahngelände gehen müssen, ist geplant, einen historischen Maschinenhausexpress bereitzustellen. Dieser diente früher den Gleisarbeitern als Transportmittel auf der Schiene. Was darüber hinaus zu sehen sein wird, stehe noch nicht fest, sagt Liebold. Doch die 500.000 Euro aus dem sächsischen Landeshaushalt reichen nach Angaben des Vereins nicht, um die Ausstellung zu finanzieren. Insgesamt würden 1,2 Millionen Euro benötigt. 500.000 Euro sollen im städtischen Haushalt bereitgestellt werden, so eine Sprecherin. Das restliche Geld will der Verein über Sponsoren einwerben.

Parallel dazu bereitet der Verein die nächste Saison vor. Im März wird das Museum wieder an Wochenenden und während der Ferien offen sein. Die Gäste können unter anderem lernen, warum es einen ganzen Tag dauert, um eine Dampf-Lokomotive für die Fahrt vorzubereiten. Außerdem wird darüber aufgeklärt, warum auch heute noch Bahnfahrer in Dampfloks ausgebildet werden und warum der dampfbetriebene Schienenverkehr in den 1970er-Jahren eine Art Renaissance erlebte, obwohl die Technologie zu dem Zeitpunkt bereits veraltet gewesen war.

Landesausstellung thematisiert industrielles Zeitalter

Als Wiege der deutschen Industrialisierung soll die Region Südwestsachsen vom 25. April bis 1. November 2020 in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden. Die zentrale Schau der Industriekultur wird durch das Hygiene Museum Dresden im Audi-Bau in Zwickau ausgerichtet.

Die Hauptausstellung wird flankiert von weiteren Schauen im August-Horch-Museum Zwickau, im Bergbaumuseum Oelsnitz, in der Tuchfabrik Gebrüder Pfau Crimmitschau, im Forschungsbergwerk Himmelfahrt Fundgrube in Freiberg, im Industriemuseum Chemnitz und im Eisenbahnmuseum Hilbersdorf. Es handelt sich um die inzwischen vierte Landesausstellung in Sachsen.

Gefördert wird die gesamte Ausstellung durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Im Rahmen der Ausstellung "Industriekultur" soll es jedoch nicht nur um die technischen Errungenschaften des industriellen Zeitalters gehen, sondern auch darum, wie sich der technologische Fortschritt und die wirtschaftliche Entwicklung auf das Leben der Menschen ausgewirkt hat.

Quelle: https://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Eisenbahnmuseum-nimmt-fuer-Industrieausstellung-Fahrt-auf-artikel10106732.php

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